Das SPOKEN ARTS FESTIVAL schlägt Brücken – zwischen dem Wort und den anderen darstellenden Künsten ebenso wie von der Vergangenheit zur Gegenwart. Verantwortlich für das Programm war Joachim A. Lang, renommierter Filmregisseur (George, Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm, in Kürze: Führer und Verführer, John Cranko) und langjähriger Leiter des Brechtfestivals Augsburg. Im Fokus der ersten Ausgabe 2022 standen die 1920er Jahre. In dem als Trilogie angelegten Festival folgte nun Teil zwei, die Zeit zwischen 1933 bis 1945, im kommenden Jahr dann die unmittelbare Nachkriegszeit und die sogenannte Stunde Null.
Der Premierencharakter in Kombination mit den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten ist dabei Teil der DNA von SPOKEN ARTS. Denn die Programme sind ausschließlich „Maßanfertigungen“ für das Festival, die häufig von den Künstler*innen selbst entwickelt wurden.
Den selbst gesetzten hohen Anspruch löste das Festival voll und ganz ein. Die größte Belohnung für den Kraftakt der zweiten Auflage des SPOKEN ARTS waren dabei die sichtlich berührten Zuschauer*innen und die bewegten Rückmeldungen, die das Team erreichten. Schließlich ist es alles andere als selbstverständlich, dass ein solch substanzielles und emotional forderndes Programm sein Publikum findet, zumal in der Vorweihnachtszeit. Wer dabei war, konnte auf alle Fälle wahre Sternstunden erleben und eine Klarheit und inhaltliche Durchdringung, die mit Sicherheit eines bewirkt hat: einen langen Nachhall. Mit einem nachdenklichen und zutiefst emotionalen Abschlussabend ging am 13. Dezember 2023 das 2. SPOKEN ARTS FESTIVAL zu Ende. Die Überlebenden des Holocaust Eva Umlauf, Ernst Grube, Leon Weintraub und Eva Szepesi lasen aus ihren Erinnerungen. Mit ihrer Präsenz beglaubigten sie nicht nur eindrücklich das offizielle Motto des Festivals, „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ Wie jedes der 14 Programme ließ sich auch dieser Abend der Zeitzeugen auf einen Aphorismus beziehen, der sich wie ein roter Faden durch die sechs Festivaltage zog: Geschichte wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich. Zitiert hatte ihn Dr. Michael Blume, Beauftragter gegen Antisemitismus des Landes Baden-Württemberg, in seiner fulminanten Einführung zu der Lesung Reden in finsteren Zeiten
mit Claudia Michelsen und Robert Stadlober, die Reden von Hitler, Goebbels und Putin Reden von Churchill, Thomas Mann und Nehru gegenüberstellten.
Blume lieferte damit gleichsam ein zweites Festivalmotto, das auch deshalb so passend war, weil es unsere politische Realität seit dem Ukraine-Krieg und noch einmal verschärft seit dem 7. Oktober 2023 zum Ausdruck bringt. Zwei Einschnitte, die noch unvorstellbar waren, als die Festival-Trilogie während der Pandemie konzipiert wurde. Schon der Eröffnungsabend am 8. Dezember 2023 machte klar: Die künstlerische Wucht, die das SPOKEN ARTS FESTIVAL entfaltete, hängt wohl tatsächlich mit diesem geradezu unheimlichen Resonanzraum zusammen – dem Widerhall von Deutschlands dunklen Jahren von 1933 bis 1945 im aktuellen Weltgeschehen.