Nur wenige Monate nach dem Ende des ersten Auschwitz-Prozesses im August 1965 erlebte das dokumentarische Theater „Die Ermittlung. Oratorium in 11 Gesängen“ seine spektakuläre Ring-Uraufführung an 15 west- und ostdeutschen Theatern sowie an der Royal Shakespeare Company London.
Rund 60 Jahre danach durchlebt ein vierköpfiges Sprechensemble in fließenden Rollenwechseln diesen aufwühlenden Text neu. Die Sprecherinnen und Sprecher lassen sich ergreifen. Gerichtliche Aussagen und Wortwechsel von Opfern und Beschuldigten nehmen von ihnen Besitz. In sachlichen Sätzen wird das Grauen von Auschwitz akustisch wieder lebendig.
Auch die Sprechkunst steht auf dem Prüfstand: Erfasst sie das faktische Unfassbare? Liegt genau darin unsere Zukunft: dass wir die geschehenen Gräuel der Vernichtung an das vergegenwärtigende Wort übergeben?
Künstlerische Leitung Timo Brunke, mit den Künstler*innen Jule Hölzgen, Orlando Schenk, Dorothea Baltzer und Gerald Friese. Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Haus der Geschichte Baden-Württemberg statt. Davor findet um 16.30 Uhr zum Thema "Gestapo vor Gericht. Die Verfolgung von NS-Verbreche(r)n", eine Überblicksführung durch die Sonderausstellung im Erinnerungsort Hotel Silber statt.
Bild: Björn Klein